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Immatrikulation von * Iohan Friderich Leisten

Transkription normierte Angaben
Semester: 1627 Ost.
Nummer: 55
Datum: - . 5 . 1627
Vorname: * Iohan Friderich Johannes Friedrich
Nachname: Leisten Lehsten
Herkunft: Megap. Mecklenburg
Titel, Stand ...: nobilis
Adeliger
Bemerkung (Semester): "Hoc signo * notati ob aetatem iuramentum non praestiterunt."
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Christian v.Lehsten, am Sun Mar 12 19:48:25 CET 2017
Hans Friedrich v.Lehsten
Landrath, *1621, +1677

Hans Friedrich, der nächste gemeinsame Stammvater aller noch lebenden von Lehsten, wurde am 30sten Januar 1621 zu Wardow geboren. Von seinem Vater erbte er Wardow mit den Pertinenzen Klein Wardow, Spotendorf und Wozeten, Antheile an Jahmen, Ridsenow, und den Pfandbesitz von Satow mit Püschow, auf welchen laut Anerkennung Hans Friedrichs d.d. Satow 22. Dec. 1647 4.224 fl. haften, die Jürgen Leisten gehören. 1648 Juni 30. sucht er Consens über das von Christoph Drieberg zu Neu Sprentz für 3.000 fl. hypoth. Dölitz 1648 Mai 6. erfolgte der Consens zur Inmettierung H. Frs. für 500 fl. in Jürgen Oldenburgs Gut Koetel. Das Geld wurde gleich darauf bezahlt. 1672 verkauft Lieut. Jürgen Ulrich Voss auf Gr. u. Kl. Giewitz das letztere für 2.600 fl. an Hans Friedrich.
Von seinem Lehnsvetter Heinrich von Lehsten, dem letzten der Gottiner Linie, fielen ihm dessen Antheile an Wardow, Cobrow und Lissow zu. Auch besaß er das Gut Wesselstorf.
Diesen reichen Güterbesitz vermehrte Hans Friedrich noch ansehnlich.
Er war Mitvormund der Pritzbuer u. wurde als solcher von Levin Ludwig Hahn Dieckhof wegen Spannflucht auf u. über das Lunower Feld verklagt.
Ein Antheil in Wardow war 1646 den Pritzbuer’schen Creditoren adjudicirt, für 15.118 fl., von diesen verkaufte es H.F. 1658 und vereinigte so ganz Wardow. 1667-77 klagten er u. Dr. Adolf Friedr. v. Hagen p., Herausgabe der Wardower Urkunde u. Administrations-Rechnungsablagen.
Zu Wardow gehört übrigens auch ein steuerfreies Haus in Lage, welches H.F. gebaut, der Herzog von allen Lasten befreit hatte. Laut Consens v. 30. Nov. 1667 kaufte er vom Kammerpräsidenten Hans Albr. Preen Vipernitz für 15.000 fl. 14. März 1667 u. 11. Januar 1692 laut Consens Wesselstorf, Ridsenow u. Polchow und ½ Kl. Ridsenow für 7.200 fl. von Joachim Friedr. Moltke, mit Consens von dessen Bruder Otto Friedr.
Hans Levetzow auf Lunow, Dölitz und Boddin und dessen Sohn Heinrich verfielen in Concurs und 1640 erfolgte ein Prioritätsurtheil, demzufolge den beiden Hauptgläubigern, unserm Hans Friedrich und einem Hans Zacharias von Rochow die Güter Dölitz und Boddin für
36.977 fl. 15 und Antheil an Lunow für 1.825 fl. 9 in solutum adjudicirt wurden, während Otto Friedrich von Moltke den übrigen Theil von Lunow erhielt. 1651 Januar 9. erfolgte der lehnsherrliche Consens und 1670 kaufte Hans Friedrich auch den Rochowschen Antheil. Auch das Gut Schönau kam seit dem Aussterben der von Schönau (um 1650) nach und nach in den
Besitz von Hans Friedrich, dann 1667 überließ ihm unter landesherrlicher Genehmigung vom 12. Okt. Hippolita Dorothea v. Blücher, Wwe. des Obersten Joh. Jacob Miner ihre Pfandrechte, dazu erwarb am 4. Nov. 1667 die Rechte der Anna Cathar. V. Zepelin an Kl. Schönau, die übrigen Theile aber 13. Jan. 1668 von Nicolaus Eck von Zitteritz. Am 16. März 1671 wurde er mit ganz Schönau belehnt. Im Jahre 1673 April 16. wurde Hans Friedrich ferner mit dem Dorfe Striesenow belehnt, gegen Herausgabe der in Jürgen Peccatets Concurse 1653 ihm adjudicirten Dörfer Spotenholz u. Warlin, doch verkaufte er dies und seine Besitzungen in Lissow unterm 20sten Februar 1674 an Levin Ludwig Hahn auf Dieckhoff gegen dessen Antheile an Jahmen und Kl. Ridsenow. Consens v. 9. März 1695. (ein anderer gehört noch dem Hahn zu Seeberg.)
D.d. Güstrow 8. März 1671 kaufte er 1 Brunnen in Lüssow (Teiche zu Gottin) für 1.700 fl. von Metta Hein geb. Cramon. 12. Mai 1666 erhält er statt seines rückständigen salarii v. 900 Rthlr. v.
Hzg. Gustav Adolf 2 wüste Bauern Hufen in Jahmen. Laut Consens v. 30. Nov. 1667 tritt er denselben nebst einem Halbpfleger zu Lüssow gegen 4 Halbpfleger in Spoitendorf an Levin Ludw. Hahn Kieckhoff ab d.d. 8. Dec. 1666. 18. Jan. 1664 schenkt Gustav Adolf „dem Canzlei Director“ 2 Cossaten in Spoitendorff, davon 1ne wüst. 17. Mai 1677 Stadt Lage verkauft ihm laut Hzg. Consens vom 21. Mai 1677 für 200 fl. das Lager Moor, am 19. Febr. 1676 für 700 fl. u. Antheil an einem Gehöft zu Wozeten. Laut Consens v. 2. Mai 1676 giebt ihm Andreas Pritzbuer Witwe 1 Baustelle in Wozeten (sonst zu Schweetz) gegen ein Wardower Seemoor. 1667 verklagt der Müller zu Lage ihn wegen Anlage von 3 Fischteichen u. beabsichtigter Anlage einer Mühle zu Wardow. Er baute die Mühle dennoch. Seine Studien machte Hans Friedrich auf der Universität Rostock, dann bereiste er in den Jahren 1644 und 1645 die Niederlande (wo er sich längere Zeit in Leiden aufhielt), Frankreich u. die Schweiz. Nach seiner Rückkunft wurde er erstlich fürstlich Mecklenburgischer Hauptmann zu Lübz, (nach 1657) Rath (1660) und Kanzleidirector zu Güstrow, dann aber am 4ten Sept. 1664 Landrath des Herzogsthums Güstrow, Assessor des Land- und Hofgerichts und Provisor des adeligen Klosters Dobbertin (seit dem 1. Febr. 1664). Daneben vernachlässigte er die Wissenschaften nicht u. übersetzte – freilich mit Hülfe seiner Gemalin (vgl. Placcius Theatr. Anengm. P. 465 no. 1837) – den Curtius Rufus, der 1676 zu Frankfurt und Leipzig mit seinem Bilde edirt wurde.
Hans Friedrich starb am 19ten August 1677 in Folge einer Erkältung, die er sich durch seine thätige Hülfe bei der grossen Rostocker Feuersbrunst zugezogen hatte, und wurde am 31sten October in seinem Erbbegräbnisse in der Kirche zu Lage bestattet. Auch in Lübz findet sich eine Gedenktafel mit seinem Namen.
Von seiner Gemalin Ilsabe von Oertzen aus dem Hause Roggow (geboren den 27sten April 1630, vermält den 10ten Juli 1646 (verlobt 27. Nov. 1643) und gestorben am 18ten Januar 1678) hatte er elf Kinder.

In Ergänzung zu den Ausführungen des Gustav v. Lehsten fügen wir noch einen Auszug aus den Oertzen-Blättern 3. Jahrg. Nr. 1 Seite 12 ... 1930 hinzu:
„In der nahen Boddiner Kirche befindet sich ein silbervergoldeter Abendmahlskelch von schöner Treibarbeit im Gebrauch. Inschrift u. Wappen kennzeichnen ihn als Stiftung Hans Friedrich v. Lehstens und seiner Frau Ilse geb. v. Oertzen, 1672, und das alte Kirchenbuch rühmt Frau „Ilsche“ als eine gar edle u. gottesfürchtige Frau, an Umsicht, Weisheit und Tugenden reich, die durch lange Jahre als eine wahre Wohltäterin u. Mutter allhier regieret und sich größter Liebe u. Ehrfurcht erfreut habe. Als ihr Wohnsitz wird Dölitz genannt, das ihrem Ehegemahl damals mit
anderen Gütern zusammen gehört hat. Vgl. Geschichte des Geschlechts v. Oertzen, III, 85. Von 1720 bis 1820 wechselte Vorwerk vielfach den Besitzer. Zuletzt besaßen es die Herren von Ferber, Vater u. Sohn, nach vorhandenen Briefen recht rohe und liederliche
Kumpane. Von ihnen, die sich dauernd in Geldnot befanden, kaufte es Landrat Karl von Oertzen (1788-1837) für 80.000 Thaler .
Ilse war die älteste Tochter von Jaspar III v. Oertzen und der Eva von Pentz a.d.H. Warlitz. Hochbegabt lernte sie mit ihren Brüdern lateinisch. Sie war eine große u. hübsche Erscheinung, verlobte sich bereits mit 13 Jahren am 27.11.1643 mit Hans Friedrich von Lehsten. Er war der einzige Sohn des Friedrich v.L. u. der Cath. von Levetzow. Er verlor bereits mit 10 Jahren seinen Vater und wurde in Rostock durch Joachim Bannies weiter ausgebildet. 1639 siedelte er nach Satow über, um seiner Mutter in der Landwirtschaft zu helfen. Neben der Wirtschaftsführung studierte er eifrig weiter und übersetzte auf Rat des Generals v. Lohausen die „Taten Alexanders des Großen“ von Curtius ins Deutsche. Dabei half ihm später sine Frau Ilse. Die Arbeit erschien 1653 im Druck im Verlag Joachim Wilde in Rostock u. erlebte wenigstens 5 Auflagen, da sie großen Beifall fanden wegen der reinen deutschen Übersetzung.
1644 ging Hans Friedrich v.L. auf Reisen. Zuerst ging er nach Leyden auf die Universität, dann mit Friedrich von Barnewitz u. Dr. Scultetus nach Paris, Orléans und über Lyon nach Genf, 1645 über die Schweiz und die Rheinlande zurück. Am 10. Juni 1646 fand in Roggow die Hochzeit statt in großer Gesellschaft. 1653 verlegte er seinen Wohnsitz von Satow nach dem Amte Crivitz u. zwar auf Bitten seiner Tante Ölgard von Passow geb. v. Pentz, die am 6.7. 1654 starb und ihn zum Vormund ihrer Enkelkinder einsetzte nebst Günther v. Passow. Er hatte noch 3 Vormundschaften (die Oertzensche-Roggow, die Viereggesche u. die Pentzsche), und hätte dieses Amt und die Bewirtschaftung seiner Güter gar nicht leisten können, wenn seine Ilse ihm nicht „scharfsinnig u. betreibend“ in der Bewirtschaftung besonders der Ämter Lübz u. Crivitz glänzend beigestanden hätte. 1662 wurde H.F.v.L. Landrat, daneben war er Provisor des Klosters Dobbertin. Er zog deshalb nach Wardow, bald darauf auch seine Frau. Sie hinterließ 9 Kinder. Die Pachtung Satow behielt er bis 1659.
Aus G.C.F. Lisch, Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen, Schwerin 1866:
„Da Lehsten keinen ununterbrochenen fürstlichen Dienst annehmen konnte, so ernannte der Herzog Gustav Adolph ihn im Jahre 1660 zum Rath von Haus aus; als aber der Herzog sein scharfes Urtheil und seine großen Gaben erkannte, so erhob er ihn bald darauf zum Canzley-Director. Im März des J. 1662 ward er zum Landrath erwählt und berufen und zeigte sich in dieser hohen Stellung als treuer Patriot und nicht ermüdender Arbeiter. Dabei war er Provisor des Klosters Dobbertin. So wirkte der Landrath von Lehsten, der seit der Zeit seinen Wohnsitz nach seinem Gute Wardow verlegt, ohne Rast fort, bis er nach 15 Jahren anfing zu kränkeln und den herzoglichen Leibarzt zu Hülfe rief. Da erhielt er die Nachricht von dem großen Brande der Stadt Rostock am 11. August 1677, welcher in 24 Stunden über 700 der schönsten Häuser mit unzähligen Kostbarkeiten, welche bei den unruhigen Zeiten dahin gerettet waren, in Asche legte, Er eilte sogleich nach Rostock, um der Stadt vielleicht mit Rath an die Hand zu gehen. Als am 13. Aug. ein starker Regen dem Feuer Einhalt tat, und er sich wegen überhand nehmender Leibesschwachheit wieder nach Hause begeben wollte, begegnete er auf dem Wege dem Herzoge Gustav Adolph, welcher mit Mannschaft und Löschgerätschaften der Stadt zuzog. Obgleich „er sein Ende bei sich abnahm“ glaubte er doch seine letzte Schuldigkeit gegen seinen Landesherren erweisen zu müßen und kehrte mit demselben nach Rostock zurück. Da er am 14. Aug. sehr krank nach Hause kam, so holte man eiligst Aertzte; aber am 19. August 1677 schlief er zu Wardow bei voller Vernunft sanft und selig ein im 57. Jahre seines Alters. Er war bei seinem Scheiden auf Wardow, Dölitz, Boddin, Ridsenow Erbherr und der Stammhalter der Familie von Lehsten. Philipp Cuno v. Bassewitz (auf Dölitz u. Prebberede), später Landrath, hielt ihm eine Abdankungsrede u. Lebensbeschreibung, welche auch gedruckt ward.
Ilse überlebte ihren Gemahl nicht lange. Sie war in den letzten 12 Jahren oft krank, da sie bei zartem Körperbau oft an schwerem Blutbrechen, Engbrüstigkeit und anderen Beschwerden litt; sie versuchte muthig alle möglichen ärztlichen Mittel und war standhaft u. ergeben, jedoch konnte keine Heilung geschaffen werden. Nach wiederholten heftigen Blutstürzen folgte sie bei voller Vernunft schon am 18. Januar 1678 zu Wardow ihrem Gemahle im 47. Jahre ihres Lebens und ward am 20. März in der Kirche zu Lage beigesetzt. Auch ihr hielt Philipp Cuno v. Bassewitz eine gedruckte Trauerrede.
Sie gebar ihrem Gemahl 11 Kinder, 8 Söhne u. 3 Töchter, von denen 2 Söhne in ihrer zarten Kindheit u. 2 Söhne nach vollendeter Ausbildung in ihrer soeben angetretenen Lieutenants-Bestallung innerhalb eines halben Jahres vor den Aeltern gestorben waren; von den Töchtern war Oelgard an August Julius von der Kettenburg auf Wüstenfelde 1668 verheiratet, aber nicht lange vor ihres Vaters Tode verwittwet, und Eva mit Christoph von Lowtzow auf Teschow verheirathet. Anna Ilse aber ist in das Kloster Ribnitz gegangen.
Christoph Wegner, am Fri Sep 16 22:33:04 CEST 2016
Johann Friedrich von Lehsten (1621-1677) war Jurist; mecklenburg-güstrowscher Landrat; 1667 Assessor am Fürstlich Mecklenburgischen Hof- und Landgericht in Parchim.

Herausgegeben im Auftrag des Rektors der Universität Rostock von Kersten Krüger.
Rostock, online seit 2010.

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GND: 121712354
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